Montag, 20. August 2012

Ich mach mich zum Affen......

Samstag, 18.08.2012

Die meisten Kinder sind am Wochenende bei ihren Familien. Auch Sommart ist auf "Heimaturlaub" und ist schon gestern Abend gefahren. Es ist recht ruhig auf dem Gelände und nur ab und zu höre ich aus der Ferne Kinderstimmen. Umso deutlicher höre ich die Stimme von Mickey ! Jetzt wollt ihr sicher wissen, wer das ist, oder?

Es ist ein etwa 2jähriger Gibbon, der in einem Gehege unterhalb meines Bungalows lebt. Ganz allein. Mehr sage ich dazu nicht, denn wir sind hier in Thailand und nicht in Deutschland, wo wahrscheinlich die Tierschützer schon parat stehen würden.  Der Affe gehört dem Mann, der für Wald und Wiese zuständig ist und für die Teiche, in denen Fische gezüchtet werden sollen, die dann, wenn sie groß genug sind, 50 Meter weiter in der Küche landen. 

Gestern morgen nun traf ich auf diesen Mann, der seinem Affen nee, nicht Zucker, sondern kleine Bananen und Reisbröckchen zum Frühstück durch den Draht reichte. Eine Edelstahlschale stand  außerhalb des Geheges, aber ganz nah am Draht. Er zeigte mir dann auf meine Frage, wie denn der Affe an das Wasser gelangen würde, dass sich der Affe mit seiner Hand durch das Gitter das Wasser zuschaufelt. Na ja, dachte ich und wagte zu fragen, warum er die Schale nicht reinstellt? Der Mann schob den Riegel beiseite und stellte den Napf nach innen. Da ich auf dem Weg zur Küche war und eine Tüte mit Rambutan-Früchten dabei hatte, die der Affe wohl auch verspeiste, reichte ich ihm einige Früchte, die er auch sofort ergriff und dafür die Banane fallen ließ.
Ich sagte Mickey Tschüss und ging meiner Wege. Weit allerdings nicht, denn es sollte lange und ausgiebig regnen. Mehr gibt es über diesen langweiligen Samstag nicht zu erzählen.

Auch ohne Fernsehen kann ich mir die Zeit vertreiben, denn schließlich gibt es Bücher und Kreuzworträtsel.  Gab es da nicht mal eine Sendung im Fernsehen, in das Schicksal einer deutschen Familie gezeigt wurde, die für eine Zeit  -war es nicht eine Woche?-  aufs Fernsehen verzichtet hatte. Ich habe sie zwar nicht gesehen, aber ich kann mir vorstellen, dass es eine Gradwanderung zwischen Soap und Kriminalfall war. Ich glaube nicht, dass ich zur Nägelkauerin werde, nur weil ich kein Fernsehen habe. Ich habe außerdem auch keine Zigaretten, keinen Alkohol , na ja, auf Kaffee wollte ich dann doch nicht verzichten und habe mir hier welchen gekauft. Verdammt teuer!
Es dämmert hier bereits kurz nach 18:00 Uhr und um 19:00 Uhr ist es stockduster. Ich bin froh, dass ich dann in meinem Bungalow bin und meinen Tee schlürfen kann, ehe ich dann   -ehrlich-  richtig müde um 20:00 Uhr im Bett liege. Ich meine, dass es so gegen 05:00 Ihr wieder hell wird. Aber vor 07:00 Uhr stehe ich auf keinen Fall auf.

Sonntag, 19.08.2012
Ich bin erst um 08:00 Uhr wach geworden. Es hat in der Nacht wieder kräftig und anhaltend geregnet. Die Luft ist draußen erfreulich frisch und ich reiße die Fenster auf und mache Durchzug. In meinem Schlafzimmer sind die Scheiben morgens von außen total nass, weil ich natürlich die Klimaanlage die ganze Nacht an habe. Drinnen ist es dann angenehm bei 23 Grad, draußen hat es nachts bestimmt noch 30 Grad und mehr.  
Das thailändische Frühstück kommt nicht so richtig bei meinem Freund, dem Darm, an. Also, es kommt an, aber geht auch schnell wieder. Ich esse jetzt Früchte, die ich mir selbst zubereite und trinke meinen Kaffee dazu. Ich sitze auf meiner Terrasse und genieße die Ruhe.


Ich höre Mickey quieken und sehe, dass er den Edelstahltopf in der Hand hält. Er schaut immer wieder den Boden an und jetzt kapiere ich es: Er sieht sein Spiegelbild und sucht einen Kumpel dahinter, den es leider nicht gibt. Er legt seinen Kopf auf die Unterseite, aber er spürt keinen pelzigen Körper. Es ist traurig. Affen sind ja bekanntlich Herdentiere und soziale Wesen. Isolationshaft!  


Ich gehe zu ihm und reiche ihm zum Trost eine Banane. Als ich um das Gehege herum gehe, folgt er mir. Als ich stehen bleibe, drückt er seinen Körper an den Draht und ich krabbele ihn. Das findet er schön und er dreht seinen Körper und drückt mal seinen Rücken, dann wieder Oberkörper und Schulter gegen das Gitter. Ich kraule ihn, obwohl ich denke, dass er bestimmt Flöhe hat oder irgendwelche andere Viecher.
Im Bungalow schrubbe ich mir sofort die Hände.

Jetzt mache ich mich aber auf den Weg, um die Nähmaschinen in Augenschein zu nehmen. Aber oje, in welchem der vielen Gebäude war denn dieser Abstellraum? Wer mich kennt, der weiß, dass ich mein Orientierungsvermögen nicht das Beste ist. Ganz ehrlich, jetzt kann ich es ja sagen, wegen mir ist das Navigerät erfunden worden!! 

Es ist ziemlich alles verstaubt  in dem Abstellraum und dazu ist es auch noch schrecklich warm. Und es gibt keinen Strom. Es gibt eine mobile Nähmaschine, die ich dann auch mitnehme. Und dazu einen Klapptisch. Beide Teile stehen jetzt sauber in meinem Bungalow. Die Singer Nähmaschine ist in einem sehr guten Zustand. Sogar ein Manual habe ich gefunden, in Englisch, Französisch und Spanisch. Dank der Bebilderung kann ich auf diese Weise meine Englischkenntnisse vervollständigen.
Ich bin ganz schön ins Schwitzen gekommen. Zeit für einen Sprung in den Pool. Oh, wie schön, das Wasser ist angenehm frisch, denn der Regen hat das Wasser abgekühlt. Und schon ist es wieder 12:00 Uhr: Mittagessen!
Meine Versuche , am Nachmittag zwischen den Badegängen zu mailen und etwas ins Netz zu stellen, scheitern. Ständig  bricht die Verbindung zusammen.   Ich wickele mir also das Handtuch um den Körper und  gehe mit aufgeklapptem Notebook in Richtung Office. Und es klappt. Die Verbindung steht. Ich hocke mich auf eine Treppe und haue in die Tasten. Mails wollen beantwortet werden und der nächste Blog ist fällig.
Dann droht aber wieder Ungemach von oben. Dicke Wolken hängen über dem Dorf und dem Wald. Ich eile schnellen Schrittes zu meinem Bungalow. Kommt aber nix. Ich habe Zeit für eine Dusche und Haare waschen.
Am Abend sind die Kinder wieder da. Riesenandrang bei der Essensausgabe.
Wieder ein Fauxpas: Ich bekomme meinen Teller und setze mich an einen Tisch und fange an zu essen. Irgendwann merke ich, dass niemand sonst isst, nur ich. Dann fällt mir die Szene ein, die ich am 1.Abend bemerkt, aber irgendwie wohl nicht verarbeitet habe: Die Kinder haben erst eine ganze Weile am Tisch vor ihrem Teller gesessen und dürfen erst nach einem Kommando der Aufsicht anfangen zu essen. Vorher rufen sie sich wohl so etwas wie „Guten Appetit“ zu. Heute meine ich bemerkt zu haben, dass die Kinder erst zur Ruhe kommen und still sein sollen, ehe sie essen. Der Lärmpegel wurde nämlich immer niedriger bis niemand mehr schwätzte, dann gab die Aufsicht die Teller frei.  Ich legte also mit bekümmerter und entschuldigender Miene das Besteck aus der Hand und wartete eben mit den Kindern auf die Freigabe.

Das Spülen übernehmen die Kinder im Wechsel. Die Teller sind aus Aluminium und die Tassen aus Plastik. 
Hochbetrieb in der "Wasch-Küche"
Das Trocknen übernimmt die Natur: alles wird in Regalen aufgereiht und in Körben abgelegt. Bei der ganzen Aktion wird es ziemlich laut und nass. Ich habe den Eindruck, dass die Kinder richtig Spaß bei dieser Verpflichtung haben. 
     
Auch ein kleiner Mann hat Durst